Modell der Existenz

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Existenz ist die Verwirklichung des Geistes auf seinem Weg von einem Zustand nicht verwirklichter unendlicher Möglichkeit, durch die verschiedenen Formen der Verwirklichung, zurück zu dem ursprünglichen Zustand nicht verwirklichter unendlicher Möglichkeit.

Viele spirituell Suchende und selbst einige spirituelle Meister glauben, daß Materie dem Geist entgegengesetzt ist - oder zumindest daß sie eine niedrigere Form der Existenz ist, die eine edle Seele lieber "transzendieren" sollte (schlechtreden, vernachlässigen und im Stich lassen). Das ist ein direkter Indikator daür, daß sie die wahre Natur der Materie nicht verstehen, und noch viel zu lernen haben.

Es würde der Materie besser gerecht werden, sie als eines von zwei Geschwistern zu betrachten, die beide aus der selben Wurzel entspringen. Wenn ein Wesen aus der nicht verwirklichten reinen Möglichkeit heraustreten will, muß es eine von zwei Richtungen wählen. Nicht verwirklichter Geist umfaßt beide. Verwirklichter Geist muß wählen, zumindest zunächst einmal: das ist der eigentliche Vorgang der Verwirklichung - zu einer Möglichkeit ja zu sagen und zu der anderen nein. Beide Möglichkeiten im Gleichgewicht sind ein nicht verwirklichter Zustand.

Nur im zweiten Teil der Reise, auf dem Weg zurück in das nicht Verwirklichte, werden wir eine zunehmende Tendenz beobachten, beide Seiten der grundlegenden Spaltung zu umfassen - eine schrittweise Annäherung an den endgültigen Zustand, wo der Geist wieder zu "Alles-was-ist" wird. (Ganz genau gesagt: "Alles-was-ist" müßte eigentlich umbenannt werden in "Alles-was-ist-und-was-war-und-was-sein-wird-oder-alles-was-sein-könnte"...)  Die erste Verschmelzung von Geist und Materie zu einer Lebensform ist ein Markstein auf diesem Weg.

 

 

An der Wurzel aller verwirklichten Formen steht die Wahl zwischen dem Gesetze erlassenden Geist und der Gesetze befolgenden Materie. Jedes von ihnen entwickelt sich in ein ganzes Universum, bevor sie wieder aufeinandertreffen in einer "Lebensform" genannten Kombination, wo der gesetzgebende Geist die Gesetzen folgende Materie direkt belebt, und beide die für sie typischen Leistungen einander zur Verfügung stellen in einem ausgewogenen Austausch von Diensten.

Viele geistig orientierte Menschen übersehen diese erste Spaltung. Ihre Wahrnehmung beginnt am Anfang des geistigen Zweiges, und Materie wird als "außerhalb" angesehen. Aus diesem Grund erkennen sie die Bedeutung der Materie in ihren Beziehungen zu anderen und zum materiellen Universum nicht.

Ihrer Meinung nach haben sie den Oberbefehl über die Materie - den sie irgendwie ja wirklich haben, weil Materie beschlossen hat, den Gesetzen zu folgen, die der Geist erläßt -, aber sie haben dabei eine überhebliche Haltung, weil ihnen nicht klar ist, daß all das ein Spiel ist, das zwischen gleichrangigen Geschwistern gespielt wird, von denen keiner weniger wert ist als der andere. Beide sind Verwirklichungen der selben unendlichen Möglichkeit, des höchsten Wesens, das in den Perioden seiner Aktiviät - zwischen den untätigen Ruheperioden - nach Erfahrungen sucht.